Ein Gespräch mit unseren Industrie 4.0-Experten

"Macht das Leben leichter"

Im nachstehenden Interview sprechen wir mit Cordt Erfling, Director Process Engineering, Michael Lindenblatt, Head of CoC Metrology (beide BENTELER Automotive) und Madlen Büker, Projekt Manager Digitalization bei BENTELER Steel/Tube über Themen im Bereich Industrie 4.0.

 

F. Herr Erfling, könnten Sie bitte für die Laien unter uns den Unterschied zwischen einem konventionellen Werk und einer Smart Factory erklären?

A. In unserem Alltag haben es die meisten von uns in der einen oder anderen Form mit intelligenten Technologien zu tun. Sei es, dass wir einen digitalen Assistenten bitten, unseren Lieblingssong auf unserem Mobiltelefon abzuspielen. Oder dass wir mithilfe des 3D-Drucks schnell Prototypen von Produkten bauen. In unseren Smart Factories nutzen wir die vielen Möglichkeiten, die diese digitalen Technologien bieten. Dank ihnen können wir effizienter arbeiten und bessere Qualitätsprodukte für unsere Kunden produzieren. Wir analysieren zum Beispiel automatisch große Datenmengen um zu erkennen, ob und wann Maschinen gewartet werden müssen, bevor ein Problem überhaupt erst entsteht. Diese Analysen ermöglichen es uns zum Beispiel, die Wartungszyklen unserer Schweißanlagen zu optimieren, so dass hier nicht mehr nach festen Wartungsplänen sondern zustandsgesteuert eingegriffen werden kann. Dies macht am Ende auch den Mitarbeitenden das Leben leichter und stabilisiert die Qualität unserer Produkte.

 

F. Würden wir etwas von der Technologie erkennen, die in Smart Factories verwendet wird?

A. Bestimmt. Ein Beispiel, das vielen Menschen bekannt sein wird, sind unsere Datenbrillen. Bei BENTELER nutzen wir sie mit unserer Remote-Expert-Plattform. So können Wartungstechniker an Standorten auf der ganzen Welt direkte Unterstützung von Experten erhalten, ohne dass letztere an Ort und Stelle sein müssen. Der Techniker, der vor Ort arbeitet, trägt eine Datenbrille. Damit ermöglicht er es dem Experten anderswo, auf seinem Monitor zu sehen, was der Techniker sieht bzw. filmt. Und schon kann der Kollege Vorschläge zur Wartung oder Reparatur machen. Das spart nicht nur Zeit sondern spart auch die Anreise des Experten – ein wichtiger Aspekt in Zeiten von Covid-19.

 

F. Herr Lindenblatt, wie hilft Industrie 4.0 BENTELER im Bereich Qualität?

A. Die Digitalisierung und automatische „Echtzeit“-Datenverarbeitung hilft uns, unsere Reaktionszeiten zu verkürzen, Schwerpunktprobleme schneller und besser zu erkennen und Regelkreise zu schließen. Die Produktionsmitarbeitenden werden entlastet, indem sie einen schnellen und fokusierbaren Überblick auf die Datenmengen automatisiert erhalten. Somit entfällt die manuelle Aufbereitung der wachsenden Datenmengen. Die Einrichter und Qualitätsmitarbeitenden können sich noch stärker auf die systematische Optimierung ihrer Prozesse konzentrieren. Automatische Benachrichtigungen bei Überschreiten gewisser Warngrenzen helfen außerdem, die Verantwortlichen rechtzeitig zu informieren. Wie etwa im Werk Burgos (Spanien) und An der Talle bereits implementiert.

 

F. Wie können Big Data die Qualität für unsere Kunden verbessern?

A. Bei unseren Produktionsprozessen waren wir schon immer stolz auf unsere effiziente Qualitätskontrolle. Mit Big Data können wir dennoch einen großen Satz nach vorne machen. Wir sammeln jeden Tag Millionen von Datenpunkten aus unseren Fertigungsprozessen und Produkten. Mithilfe von neuen Software-Tools können wir diese riesigen Datenmengen dann sehr schnell analysieren. Einige dieser Tools haben wir dank der Zusammenarbeit zwischen unseren IT- und Produktionsexperten sogar selbst entwickelt. So können wir sie genau auf unsere Bedürfnisse abstimmen. Zum Beispiel können wir heute sehr schnell Veränderungen am Produkt bzw. Prozess erkennen und wahrnehmen und Sofortmaßnahmen einleiten. Noch bevor die Teile außerhalb der Toleranz laufen. Früher hätten wir diese Abweichungen vielleicht nicht rechtzeitig erkannt, was zu Nacharbeit oder Ausschuss geführt hätte. Jetzt können wir dagegensteuern. Beispielsweise indem wir einen Produktionsprozess anpassen, um sicherzustellen, dass die Produkte konstant nach unseren hohen Standards hergestellt werden. Das bedeutet eine höhere Kontinuität und niedrigere Kosten.

 

F. Frau Büker, wie wirkt sich die Digitalisierung auf die Fertigungsprozesse bei BENTELER Steel/Tube aus?

A. Bei BENTELER Steel/Tube setzen wir Industrie 4.0 in vielen Bereichen um, und die Digitalisierung bringt viele Vorteile. Je mehr wir unsere Fertigungsprozesse digitalisieren, desto mehr Produktionsdaten sammeln wir. Dadurch erhalten wir  Erkenntnisse zu unseren Produktionsprozessen, die wir vorher nicht hatten. Dieses Wissen nutzen wir, um die Qualität zu verbessern und die Ausbringung über die gesamte Prozesskette zu steigern.

 

F. Wie werden diese Erkenntnisse in der Praxis genutzt?

A. Ein Beispiel ist die optimierte Anlagensteuerung. Wir haben unser eigenes Echtzeit-Empfehlungssystem in der Rohrproduktion entwickelt. Mithilfe von Big Data schlägt das System die günstigsten Werte für die Fertigung vor, basierend auf früheren Erfahrungen. Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie wir die Digitalisierung intern nutzen. So steigern wir nicht nur die Rohrqualität, sondern auch die Kundenzufriedenheit. Gleichzeitig werden wir intern auch effizienter. Es ist also eine Win-Win-Situation für alle Seiten!

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